Service-Geschäftsmodelle für Kundenlösungen versprechen Gartenbau-Unternehmen zusätzliche Umsätze und steigende Margen. Die neuen Nutzen-versprechen verändern jedoch Anforderungen an Fähigkeiten, Aufgaben und IT-Systeme zur digitalen Transformation. Erste Erfolge lassen sich bereits mit üblichen Bordmitteln erreichen sowie anschließend über Cloud-Anwendungen bis hin zu vollintegrierten ERP-Systemen reifegradorientiert und risikoarm steigern.

Veränderte Geschäftsmodelle bringen zusätzliche und planbare Umsätze

Von der Vermietung von Maschinen über die Instandhaltung von Mährobotern bis hin zu Veranstaltungs-Management diversifizieren Gartenbau-Betriebe ihr Produktportfolio durch Service-Geschäftsmodelle. Die neuen Nutzenversprechen verändern allerdings die Anforderungen an Fähigkeiten, Aufgaben und IT-Systeme zur digitalen Transformation. Dies zeigen u.a. die Ergebnisse der Studie „LVG Digital Barometer GalaBau 2023“.

Welche Fähigkeiten und Aufgaben sind erforderlich?

So ist bspw. für eine Instandhaltung-Dienstleistung zunächst erforderlich, bestehende Kunden systematisch zu befragen („Kundeninteresse“), ob Sie diese Leistung („Nutzenversprechen“) überhaupt beziehen und welchen Betrag Sie dafür bezahlen würden („Erlösmodell“). Ferner ist zu bewerten, ob die eigenen Mitarbeiter bereit sind, diese auch durchzuführen und sich ggfs. dafür weiterzubilden. Es steigen die Anforderungen an Führung, Personal und Kundenorientierung.

Instandhaltungen zeichnen sich auch durch Regeltermine, Kunden-Besuche sowie Reinigungs- oder Reparaturaufgaben am Gerät aus. Insofern ist effiziente Beschaffungs-Logistik von Reinigungsmitteln bzw. Ersatzteilen erforderlich. Ferner ist durch Standardisierung der Leistungen ein digitaler Vertrieb über Online-Shops bzw. Plattformen möglich, was wiederum automatisierte Prozesse bspw. zur Auftrags- und Rechnungserstellung erforderlich macht.



Um hierbei Effizienzvorteile abzuschöpfen ist ein hoher Standardisierungsgrad von Leistungen und Geschäftsprozessen sowie einer hoher Integrationsgrad von Fremd-Systemen zu erreichen. Damit steigen die Anforderungen nach organisatorischen, prozessualen, informationstechnischen und vertrieblichen Fähigkeiten.

Nachfolgende Übersicht zeigt exemplarisch veränderte Anforderungen an Fähigkeiten und Aufgaben der Wertschöpfung.

Abbildung 1: Fähigkeiten und Aufgaben von Service-Geschäftsmodellen (eigene Darstellung)
Quelle: eigene Darstellung

Wie können IT-Systeme die Wertschöpfung bestmöglich unterstützen?

Die Teilnehmer der Studie LVG Digital Barometer GalaBau 2023 befürworten einen
steigenden Einsatz von IT-Systemen. Ausschlaggebend für die Akzeptanz ist jedoch
ein adäquates Verhältnis von Kosten und Nutzen des Einsatzes. Hohe Investitionen
in isolierte Anwendungen und/oder unprofitable Funktionen von IT-Systemen werden
deutlich zurückgewiesen.

Diesem Anspruch folgend, können bereits üblich vorhandene Bordmittel
pragmatische Unterstützung („Enabler“) liefern. Über Cloud-Anwendungen mit KI-
 
 
 
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Unterstützung bis hin zu voll-integrierten quelloffenen ERP-Plattformen („Open
Source“) kann dies strategisch reifegradorientiert entwickelt werden. Damit gelingt
die digitale Transformation von Service-Geschäftsmodellen risikoarm nach
eigenem Anspruch. Im ersten Schritt können identifizierte Aufgaben bereits mittels
standardisierter Office-Dokumente sowie Integration durch Teilung mit Kunden,
Mitarbeitern und Partnern über kostenlos verfügbaren Online-Datenspeichern
unterstützt werden.
Zusammenarbeit und Kommunikation ermöglichen ebenfalls eine Vielzahl freier und
Kommunikations-Systeme mit integrierten Messenger, Video und E-Mail-Funktionen.
Die Systeme arbeiten vielfach bereits mit den wichtigsten DSGVO-Standards bspw.
zur Datenverschlüsselung, restriktiven Zugriffsrechten und dem Einsatz von
sicherheits-zertifizierten Rechenzentren. Diese Bordmittel unterstützen damit die
Etablierung und erste Standardisierung von Geschäftsprozessen als Grundlage für
die nächsten Schritte. Sie ermöglichen erste positive Erfahrungen und steigern
Akzeptanz durch schnelle Erfolge („QuickWins“). Anpassungen können agil mit
Minimal-Aufwänden und damit auch während des laufenden Geschäfts erfolgen.

Im nächsten Schritt überzeugen „Cloud-Anwendungen“ zu „Dokumenten
Management“, „ProjektManagement“, „Prozess-Modellierung“, „OnlineShops“ und
„RessourcenManagement“. Die Plattformen bieten von Referenz-Dokumenten für
bspw. E-Rechnungen über vorkonfigurierte Funktionen („BestPractices“) bspw. zu
Auftrags-Management bereits auch Schnittstellen-Integration von Fremd-Systemen.
Dies ermöglicht damit erweitertes Reporting und Monitoring sowie die Analyse
wirtschaftlicher Zusammenhänge wie bspw. Nutzer-Verhalten auf Webseiten und
tatsächlich getätigten Bestellungen. Damit lassen sich die bspw. Marketing-
Aktivitäten und Geschäftsmodell evidenzbasiert und zielgerichtet steuern.

Die Systeme zeichnen sich zudem durch zeit- und ortsunabhängige Nutzung über
den Web-Browser aus und erfordern keinerlei technische Kenntnisse oder System-
Installationen. Dies wirkt sich hinsichtlich IT-Sicherheit und System-Wartung
vorteilhaft aus. Die Abrechnung erfolgt über monatliche Mietkosten, welche jedoch
tendenziell steigen. Werden die Anwendungen zu lange genutzt, droht eine gewisse
 
 
 
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wirtschaftliche und technische Abhängigkeit. Die Vielzahl der Anbieter handhabt den
Datenschutz unterschiedlich strikt, was insofern einen erhöhten Qualifizierungs-
prozess von Alternativen bzw. Verschlüsselungsmechanismen im Vorfeld erfordert.

Im Ganzen jedoch bieten Sie jedoch interessante Möglichkeiten, das Geschäfts-
modell zunächst effektiv zu stabilisieren, indem Erfahrung mit Anwendungen
gemacht, die Integration von Fremdsystemen gesteigert, Auswertungen und
Messungen durchgeführt werden und damit Optimierung der Geschäftsprozesse
erreicht wird. Da für die Anwendungen bereits erste wenn auch kleinere
Investitionen anfallen, sind funktionierende Prozesse und Produkte eine wesentliche
Voraussetzung.

Abschließen läßt sich die digitale Transformation durch voll-integrierte und
quelloffene ERP-Systeme („Open-Source-Software“) Sie bieten Module für nahezu
alle o.g. Aufgaben der Wertschöpfung sowie auch komplexe Anwendungen wie
Kassensysteme, Zahlungsprozesse oder Preisvergleiche. Der hohe Integrationsgrad
von Unternehmens-Daten zu bspw. Verkäufe, Aufträge, Kunden, Partnern und
Mitarbeitern in einer Anwendung ermöglichen einerseits Echt-Zeit-Auswertungen,
Analyse von Zusammenhängen sowie hohe Automatisierungsgrade zur Optimierung
und Steuerung des Geschäftsmodells. Nachteilig wirken sich Aufwände für Schulung,
Weiterentwicklung durch kostenpflichtige Module und IT-Sicherheit aus.

Nachfolgende Zusammenfassung zeigt den gezeigten Vorschlag für eine
reifegradorientierte, digitale Transformation der Wertschöpfung.
Abbildung 2: Digitale Transformation der Wertschöpfung mit Reifegradstufen
Quelle: eigene Darstellung
 
Kontakt
Andy Höss
LVG Heidelberg
06221 7484-74

QR-Code: Link zum Download der Studie

-Bild-Quelle: Eingangsbild ist lizensiert von 123rf.com (Link-Angabe reicht aus)